Wer schon einmal in Athen mit dem Taxi gefahren ist, kennt bereits eine analoge Form des on-Demand-Verkehrs. Im Landkreis Gießen wollen wir prüfen, ob sich die digitale Version auch für die Ergänzung des ÖPNV vor Ort eignet. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse!
Taxifahren in Athen geht so: Man steht an der Straße und ruft dem vorbeieilenden Taxi sein Ziel durch das geöffnete Fenster. Stimmt die Richtung und ist noch ein, auch noch so winziger Platz im Fahrzeug übrig, hält das Taxi schwungvoll am Straßenrand. Der Fahrer diskutiert noch einmal kurz über das Fahrziel, nickt dann und bedeutet, einzusteigen. Als Fahrgast quetscht man sich eilig auf die Rückbank, auf der nicht selten bereits weitere fremde Mitfahrer sitzen. Der Taxifahrer überlegt sich die schnellste Fahrstrecke und bringt einen nach dem anderen zu seinem Ziel. Eine schöne Art unterwegs zu sein, neue, wenn auch vergängliche Kontakte zu knüpfen und fremde Gegenden kennenzulernen!
On-Demand-Verkehr funktioniert im Grunde sehr ähnlich. Die Fahrtwünsche mehrerer Personen werden gebündelt. Nur geschieht das nicht durch Rufen, sondern digital. Der Fahrtwunsch wird über eine App auf dem Smartphone eingetragen. Im Athener Taxi überlegt sich der Fahrer die beste Route, denn er hat alle Straßen Athens im Kopf. Naja, fast alle, notfalls fragt er die Mitfahrenden. Beim on-Demand-Verkehr prüft eine spezielle Software, ob es andere Fahrtwünsche auf der gleichen Strecke zur gleichen Zeit gibt, die man zu einer Fahrt bündeln kann. Im Idealfall können so mehrere Fahrtwünsche auf einmal erfüllt werden. Als Fahrzeug wird häufig ein Kleinbus, oder wesentlich cooler, eine Art Londoner Großraumtaxi eingesetzt.
On-Demand-Modelle versprechen einen effizienten und effektiven Verkehr. Keine leere Busse mehr, Fahrten dann, wenn sie gebraucht werden. Allerdings benötigt dieses Angebot eine kritische Masse an potentiellen Fahrgästen. Und der Fahrpreis spielt natürlich auch eine Rolle.
Ich vermute, dass auch hier der sprichwörtliche Teufel im Detail stecken kann. Um zu prüfen, ob on-Demand im Landkreis eine sinnvolle Ergänzung für den ÖPNV sein kann, haben wir im Haushalt für 2021 50.000 € für eine Untersuchung eingestellt. Es wird untersucht werden, welche Korridore sich für einen solchen on-Demand-Verkehr eignen und wo es genügend potentielle Fahrgäste gibt, damit sich das Angebot auch rechnet.